Die Gehaltserhöhung

17. Mrz 2022

Foto: www.struppi-co.de

„So, Mama, das Jahr ist um, es ist wieder an der Zeit für die neuen Gehaltsverhandlungen.“

„Die neuen – waaas?“

„Genau das, die Verhandlungen über unser Gehalt mit Wirkung von diesem Jahr. Unser alter Tarifvertrag ist abgelaufen und nun muss unser Gehalt neu verhandelt werden.“

„Welches Gehalt? Ich höre wohl nicht richtig…?“

„Das ist doch aber ganz einfach – als Rateros sind wir Arbeitshunde und dementsprechend haben wir auch Anspruch auf ein Gehalt.“

„Welches Gehalt denn? Euer Futter bekommt Ihr doch sowieso, unabhängig von irgendeiner Leistung.“

„Das ist ja auch nur unsere Grundsicherung, auf die wir ohnehin Anspruch haben, unabhängig von irgendeiner Leistung, wie Du sehr richtig bemerkt hast.“

„Wo liegt dann also das Problem?“

„Zunächst einmal ist unser Grundbedarf gestiegen, was unserem höheren Alter geschuldet ist. Weiterhin sollte es sich auch von selbst verstehen, dass unsere Leistungsprämie mit unserer steigenden Erfahrung und der Optimierung unserer Leistungen entsprechend angepasst wird.“

„Welcher Grundbedarf? Und welche Leistungsprämie? Ich denke, wir sind eine Familie und keine Handelsgesellschaft?“

„Natürlich sind wir eine Familie, deshalb verhandeln wir ja auch, anstatt sofort den Streik auszurufen und unsere Forderungen geltend zu machen.“

„Forderungen? Das wird ja immer besser… Darf ich einmal erfahren, worauf sich diese Forderungen stützen?“

„Ja klar. Z. B. weckt Ihr uns jeden Morgen um 08.00 Uhr, damit wir das Haus bewachen. Ihr geht jeder Eurer normalen Tätigkeit nach, und Bandito und ich sorgen dafür, dass sich hier keine fremden Leute breit machen. Diese Aufgabe allein ist schon ganz schön anstrengend, aber unsere Vergütung hierfür wird von unserem Grundgehalt für unseren Grundbedarf abgedeckt.“

„Verstehe. Und was ist jetzt mit Euren Leistungsprämien?“

„Immer, wenn wir spazieren gehen und Ihr irgendwelche Zusatzleistungen von uns verlangt, wie z. B. auf Pfiff zurückkommen, uns anleinen lassen, uns hinsetzen oder die leckere vergammelte Pizza links liegen lassen, obwohl die nach § 5 des Hundegesetzbuchs HGB von Rechts wegen uns zusteht, weil WIR sie gefunden haben, wird eine Leistungsprämie fällig.“

„Ah ja…“

„Dazu kommen noch die außergewöhnlichen Leistungsprämien in der Hundeschule, z. B., wenn wir durch den Tunnel laufen, über den Laufsteg klettern oder den Dummy im Gebüsch finden, den Du oder die Lehrerin wieder einmal nachlässigerweise dort verloren habt.“

„Also, wenn ich es recht verstehe, meint Ihr mit dem Grundgehalt Euer normales Futter und mit den Leistungsprämien die Leckerchen, die Ihr unterwegs oder beim Training bekommt.“

„Nenne es, wie Du willst, aber die Rationen müssen jetzt erhöht werden. Und das von nun an jedes Jahr.“

„Erhöhen? Und das jedes Jahr? Wollt Ihr denn aus allen Nähten platzen?“

„Wir haben eher an eine gestaffelte Aufwertung unserer Vergütung gedacht. Dieses Jahr z. B. könnte man unser Grundgehalt um 5 % erhöhen, das dürfte Dir und Papa keine Schwierigkeiten bereiten (Eure Konten und Euren Jahresumsatz haben wir vor Beginn dieser Verhandlungen selbstverständlich überprüft). Da unsere Leckerchen ziemlich klein sind, wäre es auch angemessen, bei jeder Erbringung einer Leistung (z. B. nach jedem erfolgreichen Durchlaufen eines Hooper-Torbogens) ganz einfach 2 Leckerchen zu bekommen statt nur 1.“

„Das wird ja immer spannender. Und wie stellt Ihr euch die gestaffelte Aufwertung Eurer Vergütung vor?“

„Ab dem nächsten Jahr werden dann die erhöhten Mengen von jeweils 5 % bzw. der doppelten Ration Leckerchen beibehalten, gleichzeitig verbessert sich dann aber auch die Qualität: Statt einfach nur Premium-Nassfutter für Hunde bekommen wir dann Rindergulasch oder Hühnerbrust, gekocht mit Nudeln und Gemüse (über die Rezepte hatten wir ja schon gesprochen – https://agnesdevillafranca.com/2021/12/das-sonntagsmenue/ – ) und für die Leistungsprämie gibt es dann eben die doppelte Ration Gouda Mittelalt (jeweils in Würfel geschnitten, versteht sich) oder Rindswurst (ebenfalls in Würfel geschnitten).“

„Hierzu möchte ich nur kurz anmerken, dass es hier in Norddeutschland keine Rindswurst gibt. Die gab es nur in Frankfurt am Main, wo wir vorher gewohnt haben.“

„Ja, aber Ihr habt doch ein Auto, oder? Dann kann Papa doch nach Frankfurt fahren und ein paar Rindswürste für seine hart arbeitenden Studenten in der Hundeschule besorgen?“

„Und welche Leistungsprämie bekommt Papa dann dafür?“

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