Das Beruhigungsbad

3. Mrz 2022

„So, meine Herren, ich habe Euch etwas Wichtiges zu sagen. Jetzt sofort findet ein außergewöhnliches und herausragendes Ereignis statt.“

„Oh, was gibt es denn?“

„Papa geht heute Abend nach langer Zeit wieder zum Dart-Spielen. Und ich will heute Abend einmal seit langem wieder richtig entspannen.“

„Was hast Du vor? Du lässt uns doch hoffentlich nicht alleine zuhause?“

„Nein, keine Angst, ich will nur einmal ein richtiges Beruhigungsschaumbad nehmen. Meine Freundin hat mir ein ganz tolles Duft-Schaumbad geschenkt, und das will ich jetzt endlich einmal ausprobieren. Nach all der stressigen Arbeit in der letzten Woche brauche ich das unbedingt einmal.“

„Gut, aber Du lässt doch die Badezimmertür offen, oder? Man weiß ja nie, was sonst so alles passieren kann.“

„Ja, in Ordnung, ich lasse die Badezimmertür offen.“

„Wir stellen uns dann auch neben die Badewanne und passen auf Dich auf, damit Du nicht ertrinkst.“

„Das braucht Ihr nicht, ich ertrinke nicht in der Badewanne, ich kann ja schwimmen.“

[Ich steige in die Badewanne, das Wasser ist wunderbar warm, der Schaum schmeichelt die Haut, das Schaumbad duftet…]

„Mama, Du schwimmst ja gar nicht.“

„Nein, Menschen schwimmen nicht in der Badewanne, sie liegen da nur drin.“

„Ok, hier hast Du ein paar von unseren Lieblingsspielzeugen, damit Dir in der Wanne nicht so langweilig ist.“

„Vielen Dank, aber erwachsene Menschen spielen auch nicht in der Badewanne. Sie versuchen einfach nur, sich zu entspannen. Naja, wenn man sie denn lässt…“

„Mama, das Telefon klingelt!“

„Verflixt und zugenäht!“

[Ich springe aus der Wanne, versuche, trotz nasser Füße nicht im Bad auszurutschen, haste ins Büro – der Anrufer hat aufgelegt. Sicherheitshalber nehme ich das Telefon mit ins Bad.]

„Mama, Bandito muss mal, das ist ganz dringend!“

„Ich habe Euch doch aber alle beide zum Pipimachen in den Garten gelassen, bevor ich ins Badezimmer gegangen bin.“

„Ja, aber nicht für das große Geschäft. Du hast nur von Pipi gesprochen.“

[Ich springe aus der Wanne, versuche, trotz nasser Füße nicht im Bad auszurutschen, haste ins Wohnzimmer – und stelle fest, dass ich zu spät komme… Resigniert gehe ich zurück ins Bad, steige in die Wanne, schließe die Augen, denke an eine bunte Blumenwiese voller Schmetterlinge…]

„Mama, Du hast ja die Augen zu. Schläfst Du?“

„Nein, ich versuche nur, mich zu entspannen…“

„Mama, da ist jemand oder irgendetwas an der Haustür!“

„Das macht nichts, ich habe die Haustür abgeschlossen und von innen den Riegel zugesperrt. Es kann also gar nichts passieren. Ihr braucht also deswegen auch nicht so einen Krach zu machen.“

„Doch, derjenige versucht, einen Schlüssel in die Tür zu stecken und die Tür aufzubrechen!“

„Waaas? Na, demjenigen werde ich zeigen, was eine Harke ist!“

[Ich springe wieder aus der Wanne, versuche, trotz nasser Füße nicht im Bad auszurutschen, ziehe mir den Bademantel an und haste – ziemlich unentspannt – zur Tür. Mir gegenüber steht mein Mann, mit seinem Wohnungsschlüssel in der Hand…]

„Ach, das ist ja Papa! Er hatte seine Dartpfeile vergessen und kam nicht mehr in die Wohnung, weil Du den Riegel zugesperrt hattest. Der Anruf vorhin war auch von ihm“

„Ok, jetzt ist das Problem ja behoben und ich kann vielleicht endlich mein Beruhigungsbad nehmen.“

[Das Wasser ist inzwischen kalt. Ich lasse einen Teil des Wassers ab und ersetze es durch neues, heißes Wasser. Ich gieße auch etwas von dem Schaumbad dazu – ach, das tut gut…]

„Mama, Du hast den Stöpsel herausgezogen. Wir haben Angst, dass Du zusammen mit dem Wasser abgezogen wirst und dann nie mehr wieder kommst.“

„Keine Angst, so groß ist der Abfluss nicht.“

„Wir möchten aber trotzdem lieber zu Dir in die Wanne steigen und Dich beschützen und auf Dich aufpassen, damit Du nicht abfließt.“

„Wenn Ihr unbedingt wollt, kommt zu mir in die Wanne. Aber ich sage Euch gleich, für Euch ist das Wasser tief, und dann müsst Ihr schwimmen.“

„Na gut, Hauptsache, Du bist in Sicherheit und wir können Dich beschützen. Hilfst Du uns, in die Wanne zu steigen?“

„Also gut. Dazu muss ich aber erst wieder aussteigen.“

„Gut, und dann steigen wir alle drei zusammen in die Wanne und beruhigen uns mit dem Duftbad. Wir können ja auch unser Spielzeug mit in die Wanne bringen und dann alle drei zusammen ganz toll in der Wanne toben und spielen, oder?“

„Wenn Ihr meint…“

[Wir steigen alle drei in die Wanne, es gibt eine riesige Überschwemmung im Badezimmer, Bandito springt wieder aus der Wanne, weil er Angst hat und César schwimmt so eifrig, dass an Entspannung nicht zu denken ist.]

„Das war doch jetzt aber ein tolles Bad, nicht Mama?“

„Hm, ja…“

„Was machst Du denn jetzt?“

„Ich gehe ins Büro, suche nach überfälligen Rechnungen und schreibe die säumigen Kunden an, um mich abzureagieren, zu entspannen und zu beruhigen!“

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