Ein Fall für den Tierschutzverein

18. Nov 2021

„Das ist ein unglaublicher Skandal, wir werden den Tierschutzverein, die Polizei, die Feuerwehr und die Bundeskanzlerin verständigen. So kann das nämlich nicht weitergehen!“

„Um Himmels willen, was ist denn passiert?“

„Tu doch nicht so, als ob Du das nicht weißt: Da schafft man sich Hunde an und lässt sie dann tage- und wochenlang ganz alleine, ohne Futter, Wasser und Kuscheleinheiten. Vom abgeschalteten Fernsehen einmal ganz zu schweigen…“

„Darf ich erfahren, wer hier seine armen Hunde so schwer misshandelt?“

„Na Du und Papa!“

„Und was haben wir uns zuschulden kommen lassen? Doch nicht etwa eine wochenlange Vernachlässigung, ganz alleine in der Wohnung? Davon weiß ich nämlich nichts.“

„Doch, genau das! Heute Morgen seid Ihr beide einfach verschwunden, getrennt voneinander, einer nach dem anderen, ohne uns mitzunehmen. Schlimmer noch: Unsere Schüsseln waren leer, unser Schrank in der Küche abgeschlossen (dabei ist das UNSER Schrank, jawohl) und der Kühlschrank war auch zu.“

„Aha, also wir haben Euch nicht wochenlang vernachlässigt, sondern sind insgesamt ungefähr eine Stunde aus dem Haus gegangen – ohne Euch.“

„Das ist egal. Du weißt doch ganz genau, dass wir Hunde kein Zeitgefühl haben. Für uns waren das Wochen, nicht nur eine Stunde.“

„Weiterhin war in Eurer Wasserschüssel frisches Wasser, die Futterschüsseln werden immer erst abends gefüllt, Euren Schrank mit Eurem Futter schließen wir aus gutem Grund ab und der Kühlschrank muss auch geschlossen bleiben, wenn wir nicht wollen, dass der Motor irgendwann einmal den Geist aufgibt. Und seit wann müsst Ihr in unserer Abwesenheit fernsehen? Alles kein Grund zur Aufregung.“

„Oh doch! Man schafft sich keine Hunde an, behauptet, sie lieb zu haben, und geht dann ganz alleine auf die Jagd.“

„Papa war auf der Einkaufs-Jagd, das muss einfach sein und da kann man keine Hunde mitnehmen.“

„Soll das etwa heißen, dass er nur für Euch gejagt hat, für uns nicht? Das wird ja immer besser!“

„Euer Schrank ist noch voll, unserer nicht mehr. Also hat er nur für uns gejagt. Du brauchst Dir keine Sorgen zu machen, für Eure nächsten Mahlzeiten ist gesorgt.“

„Dann hättest Du aber wenigstens zuhause bleiben und uns Gesellschaft leisten können.“

„Ich muss auch einmal zum Friseur, wenn ich nicht herumlaufen will wie ein wandelnder Kinderschreck und auf offener Straße wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses festgenommen werden will. Wenigstens alle drei Monate muss das einmal sein.“

„Wenn Du Dir Dein Fell auf dem Kopf, denn ansonsten bist Du ja wohl nackt und trägst verschiedene künstliche Felle, so kurz schneiden lassen würdest wie Banditos und mein Fell, hättest Du den ganzen Ärger nicht.“

„Selbst dann würde mein Fell auf dem Kopf innerhalb kürzester Zeit so stark nachwachsen, dass ich doch wieder zum Friseur müsste. Man kann eben Euer Fell mit unserem Kopffell nicht vergleichen.“

„Dann hättest Du uns eben mitnehmen können zum Friseur. Ich habe gehört, dass die Friseuse selbst einen Hund hat.“

„Man kann Hunde nicht zum Friseur mitnehmen. Auch die Friseuse nimmt ihren Hund nicht mit. Es gibt eben Orte, an die man Hunde nicht mitnehmen kann.“

„Das muss sich aber unbedingt ändern. Wir hätten der Friseuse dann erklärt, wie man das macht mit dem kurzen Kopffell beim Menschen. Eigentlich komisch, dass der Hund der Friseuse ihr das nicht schon längst erklärt hat, aber Ihr Menschen seid ja sowieso ziemlich begriffsstutzig…“

„Ja, und geistig minderbemittelt, ich weiß. Jetzt kommt noch die sträfliche Vernachlässigung dazu, wenn ich richtig verstanden habe?“

„Siehst Du, Du machst Fortschritte. Wenn Du so weiter machst, kann noch eine ganz patente Hunde-Mama aus Dir werden.“

„Nicht, wenn Du den Tierschutz, die Polizei, die Feuerwehr und die Bundeskanzlerin alarmierst. Dann werdet Ihr uns nämlich weggenommen und landet im Tierheim.“

„Soweit wollten wir eigentlich gar nicht gehen… Es ging uns nur um die Zahlung von Schadensersatz für die wochenlange Einsamkeit in einer kalten, dunklen Wohnung ohne Kekse…“

„Ok, wenn es nur daran liegen sollte – hier, bitteschön, zwei Kekse aus unserem Notfall-Fundus für zwei bedauernswerte frierende, hungernde und verlassene Rateros.“

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