Dienstfahrten

11. Nov 2021

„Mama, wie ich sehe, wollt Ihr wieder wegfahren und einen Ausflug machen oder zusammen auf die Jagd gehen.“

„Ja, das hast Du richtig beobachtet, wir wollen heute einen Tagesausflug machen, und Ihr beide kommt mit.“

„Sehr schön, dann wünsche ich, dass mein Dienstwagen vorgefahren wird, mit Chauffeur versteht sich.“

„Dein – waaas? Und mit welchem Chauffeur…???“

„Ja, selbstverständlich. Genauso wie neulich, als wir nach Cuxhaven gefahren sind.“

„Ach, Du meinst den Hundebuggy, den Papa dann schiebt und in den wir Dich setzen, wenn Du müde wirst, weil wir den ganzen Tag unterwegs sind.“

„Du nennst das vielleicht einen Hundebuggy, aber in Wirklichkeit ist das ein Dienstwagen mit Chauffeur. Und ja, in dem möchte ich auf dem Spaziergang vorfahren, wie es sich für meinen Rang als dienstältester Ratero gehört. Mit offenem Verdeck, versteht sich, damit ich mein Publikum auch von diesem Platz aus gebührend grüßen kann.“

„Du meinst die Passanten, die sich gewundert haben, warum wir einen Hund in den Kinderwagen setzen, wenn wir spazieren gehen?“

„Das hast Du falsch verstanden. Diese Leute waren mein Fanclub, so ist das. Im Übrigen habe ich noch einige Anmerkungen zu meinem Dienstwagen.“

„Schieß los, wenn Du schon einmal dabei bist, was ist mit Deiner staatlichen Prinzen-Karosse?“

„Mach Dich nur über mich lustig! Denke daran, dass ich schon 15 Jahre alt bin! Wart’s ab, wenn Du so alt bist wie ich, wirst Du an mich denken! – Also: Normalerweise wird man ja gefragt, welche Optionen man in seinem Dienstwagen haben will – angefangen von der Farbe und dem Modell über eine Klimaanlage oder einen Getränkehalter. All das habt Ihr gar nicht gefragt, Ihr habt nichts mit mir besprochen, sondern einfach bestellt.“

„Besprochen habe ich dieses Thema mit anderen Hunde-Mamas und -Papas, die schon einen Dienstwagen für ihre Herrschaften besorgt haben. Dabei habe ich mich auf dem Markt umgesehen, um herauszufinden, welche Modelle überhaupt angeboten werden. Die Farbe kann man dabei meistens nicht wählen. Aber man kann die Qualität, die Standfestigkeit und das zulässige Gesamtgewicht sowie den verfügbaren Platz im Wagen vergleichen. Wenn Bandito nämlich auch müde wird, muss in dem Wagen Platz für zwei kleine Prinzen sein.“

„Dann fehlen aber immer noch ein Getränkehalter für frisches Wasser, ein Netz oder ein Beutel für Leckerchen und verschiedene Matratzen – je nach Wetterlage: entweder meine Kühlmatte im Sommer oder unser Schaffell im Winter.“

„Eure Wasserflasche habe ich in dem Netz, das am Griff befestigt ist. Die Leckerchen habe ich wie immer in meiner Bauchtasche. Unten im Wagen habe ich eine Plastikplane untergebracht, falls es regnet. Die Matratze können wir je nach Wetterlage auswechseln: Für Deine Kühlmatte ist Platz im Wagen, für das Schaffell nicht. Aber die gepolsterte grüne Decke können wir unten hereinlegen, wenn es kalt werden sollte.“

„Dann können wir ja losfahren. Also, ich wünsche, im Schritttempo über die Promenade kutschiert zu werden, selbstverständlich in der Mitte der Chaussee. Es müssen regelmäßige Pausen vorgesehen werden, damit ich die entsprechenden Interviews geben kann.“

„Welche Interviews?“

„Na, gegenüber der Presse. Hast Du etwa nicht vorgesorgt und bekannt gegeben, dass Bandito und ich „On Tour“ sein werden?“

„Äh, also, um die ganze Wahrheit zu sagen – das habe ich nicht…“

„Wenn man nicht alles selber macht, ist man in diesem Haus verloren! Also, noch einmal im Klartext (ich weiß ja, dass Ihr Menschen manchmal etwas unorganisiert seid): Bandito und ich wünschen, unsere schwarz-goldenen Windhund-Halsbänder mit den Messingplaketten zu tragen, damit auch jeder gleich weiß, wer wir sind. Weiterhin brauchen wir nicht nur eine Kühlmatte als Unterlage, sondern auch eine warme Decke zum Zudecken.“

„Ein Kühlmatte für unten und eine warme Decke zum Zudecken? Wer ist hier unorganisiert?“

„Die Kühlmatte für unten zum Kühlen, weil es wahrscheinlich sehr warm wird. Die Decke zum Zudecken, falls es windig wird. Wir fahren ja schließlich mit offenem Verdeck, um unser Publikum nicht zu enttäuschen.“

„Alles klar. Haben die Herrschaften sonst noch Wünsche?“

„Ja, weiterhin wünschen wir, dass unser Dienstwagen im Restaurant direkt an den Tisch herangefahren wird, damit wir den Überblick haben. Genauso wie in Cuxhaven auch. Sollte uns noch etwas einfallen, werden wir uns zu gegebener Zeit melden. Wir geben Euch dann schon Bescheid.“

„Euer Wunsch sei uns Befehl.“

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