„César, hättest Du – ganz zufällig natürlich – vielleicht eine Ahnung, warum das hier im Bad so seltsam riecht?“
„Was genau meinst Du damit?“
„Einen Geruch, der mich irgendwie – nur ganz entfernt – an Pipi erinnert und zufällig vom Badezimmerteppich zu stammen scheint, ausgerechnet an einer Stelle, an der der Badezimmerteppich ohne ersichtlichen Grund nass ist…“
„Äh … hm …“
„Das glaube ich jetzt nicht… Das ist doch nicht etwa Dein Ernst, oder?“
„Na und, was bleibt mir denn Anderes übrig?“
„Z. B. in den Garten zu gehen, und wenn die Terrassentür nicht offen ist, uns kurz Bescheid zu geben, damit wir Dir die Tür öffnen. Wäre eine Maßnahme, oder?“
„Bei strömendem Regen? Solange Ihr Euch hartnäckig weigert, den Regen abzuschalten, wenn Bandito und ich Pipi müssen, haben wir keine andere Wahl als ins Bad zu gehen. Oder geht Ihr etwa bei strömendem Regen in den Garten? Ihr habt gut Lachen mit Eurem weißen Stuhl im trockenen, geheizten Badezimmer. Und wir sollen uns nicht einmal davor auf den Teppich setzen, wenn wir einmal müssen. Ungerecht ist das!“
„Hier irrst Du leider, wir haben keinerlei Möglichkeit, den Regen abzuschalten.“
„Ach nee – und was macht Ihr immer in der hintersten Ecke im Badezimmer? Da stellt Ihr Euch ganz nackt hin (nachdem Ihr Euer Fell abgelegt habt), dreht an einem Knopf, lasst Euch den Regen auf den Kopf laufen und freut Euch auch noch des Lebens. Wir Rateros mögen eben keinen Regen, auch nicht den aus dem Badezimmer.“
„Das ist kein Regen, sondern die Dusche. Menschen müssen sich eben jeden Tag waschen, sonst fühlen sie sich unwohl und werden auf Dauer krank. Aber draußen im Garten oder überhaupt außerhalb der Wohnung können wir den Regen nicht abschalten.“
„Ihr könnt ihn aber herbeizaubern. Ich sehe Dich doch abends immer mit der langen Schlange in der Hand oder dem großen Gefäß, wie Du den Regen über die Pflanzen laufen lässt. Und wenn Du damit fertig bist, kannst Du diesen Regen immer abschalten. Warum haben die Pflanzen mehr Rechte als wir Rateros?“
„Das ist Wasser, das aus einer Leitung kommt, nicht vom Himmel. Die Wolken, aus denen der Regen kommt, können wir nicht beeinflussen.“
„Also, das ist ganz egal, wir Rateros beanspruchen das Recht, uns bei Regen im Garten vor Euren weißen Stuhl zu setzen und unsere Geschäfte zu machen. Schließlich sind wir eine Familie!“
„Ja, aber Ihr seid Hunde und wir sind Menschen. Hunde verrichten ihr Geschäft draußen, Menschen drinnen. Hast Du schon einmal gesehen, dass Papa oder ich unser Bein im Garten heben?“
„Selbst schuld, wenn Ihr das nicht macht. Ihr könntet damit Euer Revier markieren und den Nachbarn und dem Postboten zeigen, dass Ihr hier wohnt. Das würde sie sehr beeindrucken.“
„Ja, das glaube ich auch… Allerdings hätten wir dann sehr schnell eine Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses am Hals. – Und die Pipis auf dem Badezimmerteppich – das geht leider gar nicht, tut mir leid.“
„Aber doch nicht bei Regen!“
„Wenn es regnet, könntet Ihr immer noch unter einen der beiden Gartentische oder unter den großen Busch vor der Terrasse gehen.“
„Dann werden aber unsere Füße nass und bis wir unter dem Busch angekommen sind, bekommen wir auch etwas Regen ab.“
„Wir trocknen Euch dann gerne mit dem Handtuch ab, wenn Ihr wieder ins Haus kommt.“
„Hm – wird das Handtuch dann vorher angewärmt?“
„Sag mal – wie macht Ihr das eigentlich auf Mallorca? Geht Ihr da auch zu Euren Menschen ins Badezimmer oder verlangt Ihr, dass die Mallorquiner mit angewärmten Handtüchern auf Euch warten, bis Ihr mit Eurem Geschäft fertig seid, um Euch dann abzutrocknen?“
„Na klar, was hast Du denn gedacht?“
„Danke für die Information. Ich werde gleich unsere Freunde auf Mallorca anrufen und sie fragen, wie oft sie ihren Badezimmerteppich waschen und wie und wo genau sie die Handtücher vorwärmen, die sie für ihre Rateros bereithalten.“
„Äh … ich glaube, Eure Freunde sind gerade telefonisch nicht erreichbar, die sind nämlich in Urlaub gefahren…“
