„Sag‘ mal, was war das da eben mit Deinem Bruder Bandito und Luna?“
„Also, Ihr habt doch beide mit dem Ball gespielt….“
„Ja, ich habe ihm seinen Ball ins Wasser geworfen und Bandito hat ihn immer wieder herausgeholt und wieder gebracht.“
„Ja, das hat Bandito großen Spaß gemacht.“
„Und dann kam plötzlich Luna angelaufen und wollte einmal sehen, was wir da machen. Ich denke, sie wollte vielleicht mitspielen.“
„Genau das war ja das Problem. Bandito wollte nicht, dass sie mitspielt und womöglich seinen Ball nimmt.“
„Aber die beiden kennen sich doch noch von gestern, haben zusammen gespielt und sich heute Morgen am Hundestrand ganz freundlich begrüßt.“
„Da hast Du aber noch nicht den Ball herausgeholt und für Bandito geworfen. Das ändert nämlich alles.“
„Was ändert das denn? Abgesehen davon, dass Bandito 2 Bälle dabei hat. Also, selbst wenn Luna diesen Ball genommen hätte, hätten wir eben den anderen Ball aus der Tasche geholt.“
„Nein, so etwas kommt überhaupt nicht in Frage. Das ist raterotechnisch unmöglich.“
„Aha…“
„Deswegen hat Bandito Luna ja auch gleich angeschrien: ‚Hau‘ ab, Du dickes Walross!‘“
„Waaas? Was ist das denn für eine Ausdrucksweise?“
„Ja, und Luna hat geantwortet: ‚Du hast mir gar nichts zu sagen, Du kleiner Furz!‘ – Stell‘ Dir das einmal vor – ‚Furz‘ hat sie meinen Bruder genannt, und dann auch noch ‚kleiner‘ Furz dazu!“
„Naja, wenn er sie ‚dickes Walross‘ nennt….“
„Das ist auf jeden Fall eine schwere Beleidigung.“
„Meinst Du jetzt den Furz oder das Walross?“
„Den Furz natürlich. Das war absolut unberechtigt. Die Sache mit dem Walross ist angesichts der Umstände eine völlig geeignete Abwehrmaßnahme.“
„Meinst Du?“
„Auf jeden Fall hat Bandito weiter geschrien, dass sie nicht die ganze Zeit seinen tollen Gummiball anstarren soll, das ist seiner, und sie soll sich so schnell verdrücken, wie sie das als dickes Walross eben kann, sonst setzt es was.“
„Ja, dass er geschrien hat, habe ich mitbekommen. Mir war gar nicht klar, zu welch unflätiger Ausdrucksweise er fähig ist. So etwas hatte ich ihm gar nicht zugetraut.“
„Hab‘ ich ihm beigebracht.“
„Wie bitte? Ich höre wohl nicht recht! Ich hatte Dir damals bei seiner Ankunft Deinen jüngeren Bruder und seine Erziehung anvertraut. Und nun das. So hatten wir nicht gewettet.“
„Genau. Ich habe einen echten Ratero aus ihm gemacht. Du weißt doch, wir kommen aus Spanien. Und ‚Ratero‘ heißt eben ‚Räuber, Gauner, Dieb‘. Da kannst Du nicht erwarten, dass wir einen akademischen Wortschatz pflegen oder eventuelle Balldiebe mit Samthandschuhen anfassen.“
„Aber Luna wollte doch nur einmal gucken. Außerdem ist sie ein Mädchen.“
„Ja, ein 3 ½ Jahre altes Mädchen, und Bandito ist 12. Damit hätte er nach Paragraf 7 des Hundegesetzbuchs HGB aufgrund seines Alters sogar noch Lunas Spielzeug beanspruchen können – was er ja nicht einmal getan hat.“
„Aha…“
„Und dann hat Luna ihn auch noch zu allem Überfluss ‚alter Gagareiog‘ genannt, der gar nicht (mehr) richtig spielen kann und dass er eine Landratte ist und nicht richtig schwimmen kann, weil er ein kleiner Furz und überhaupt viel zu alt ist.‘
„Meine Güte…“
„Bandito hat dann geschrien, dass sie eine junge Schnöselin ist, die von nichts eine Ahnung hat und noch grün hinter den Ohren und überhaupt ganz nass ist, was beweist, dass sie gerade erst auf die Welt gekommen ist und sie ihm nichts zu sagen hat und sich verziehen soll.“
„Wie gut, dass Lunas Mama und ich dazwischen gegangen sind…“
„Nein, das ist nicht gut, das war eine unberechtigte Einmischung und ein übergriffiges (Fehl-)Verhalten Deinerseits. Mein Bruder Bandito hätte Luna nämlich mit Sicherheit an die Wand gepöbelt – eben wie ein waschechter Ratero!“
„So langsam wird mir Einiges klar. Was ist eigentlich ein ‚alter Gagareiog‘, wo wir schon einmal dabei sind?“
„Das ist ein alter, vertrottelter Knacker, der nicht mehr richtig rennen und schwimmen kann.“
„Aber pöbeln kann er noch?“
„Na klar, eben ein echter Ratero.“
